Früh morgens um 8 Uhr traf sich der Chemie Leistungskurs des Jahrgangs 13 vor dem Institut für Anorganische Chemie der Universität Hannover.
Zunächst hörten wir eine Grundvorlesung zur Allgemeinen Chemie zum Thema Thermodynamik. Enthalpie und Entropie und den Satz von Hess, das kannten die Schüler schon aus dem Chemieunterricht, aber schnell wurde klar, die Zusammenhänge und Begrifflichkeiten sind doch noch deutlich komplexer und komplizierter, als sie in der Schule vermittelt worden waren.
Interessant war der Kontrast zwischen dem schönen alten historischen Hörsaal mit Stuckdecke und alten Holzklappsitzen, auf denen ich vor vielen Jahren schon gesessen hatte, und der Digitalisierung der Studenten, die fast alle mit Laptop oder Tablet ausgestattet waren. Aber die Kreidetafel wurde tatsächlich auch benutzt!
Dann wechselten wir nach nebenan in das Institut für Organische Chemie und hörten eine Vorlesung zu Cycloalkanen und der Chiralität. Ein spannendes und in der organischen Chemie wichtiges Phänomen, das nun auch wieder in das Schulcurriculum aufgenommen worden ist. Dabei geht es um Moleküle, die sich wie unsere beiden Hände wie Bild und Spiegelbild verhalten, sich aber nicht zur Deckung bringen lassen, also nicht identisch sind und daher unterschiedlich reaktiv sind. Deutlich wurde der Unterschied zwischen Unterricht in der Schule und Vorlesungen an der Universität, bei denen man überwiegend einfach nur zuhört.
Sehr spannend und ganz neu für die Schüler waren dann die Erläuterungen zur Kernspinresonanzspektroskopie, dem aktuell wichtigsten Analyseverfahren im Institut. Sehr beeindruckend waren die Apparaturen, die extrem starke Magnetfelder erzeugen, und die beschriebenen Möglichkeiten dieser Methode. Anschließend wurden uns sowohl ein Großlabor für Studentenpraktika als auch ein kleineres Doktorandenlabor gezeigt, in dem Forschung betrieben wird. Dann war Mittagspause und wir aßen entspannt alle zusammen in der Hauptmensa bei interessanten Gesprächen über interkulturelle Themen.
Zum Abschluss wurde uns in der Analytischen Chemie die Funktionsweise eines Elektronenmikroskops ganz praktisch demonstriert: eine Wimper wurde mal eben schnell 1000fach vergrößert und Nanopartikel auf einer Metalloberfläche wurden für alle sichtbar gemacht. Sehr beeindruckend, welche Möglichkeiten und Anwendungen so ein Mikroskop hat im Vergleich zu den bekannten Lichtmikroskopen in der Schule.
Auch wenn es zwischendurch anstrengende “Kost” war, waren die Schüler doch sehr zufrieden mit dem “Schnuppern ins Unileben”. So konnte ein kleiner Einblick vermittelt werden, wie die Lehre an einer Universität läuft, was in einem Chemiestudium auf einen zu kommt und welche vielfältigen Aufgaben ein Chemiker auch jenseits des klassischen Labors übernehmen kann.
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